Immer mehr Gärten in Wohngebieten verändern ihr Gesicht. Zwischen gepflegten Rasenflächen und modernem Pflaster sieht man heute statt lebender Hecken zunehmend graue Metallzäune. Doch während Doppelstabmattenzäune durch ihre Ordnung und Langlebigkeit überzeugen, verlieren sie gegen die natürliche Hecke in fast jedem ökologischen Vergleich. SWR4-Gartenexpertin Heike Boomgaarden erklärt, warum lebende Hecken weit mehr sind als nur ein Sichtschutz.
Inhaltsverzeichnis:
- Heike Boomgaarden warnt vor Verlust der Artenvielfalt
- Lebende Hecken als Lebensraum für Tiere
- Volker Kugel rät zu robusten Alternativen
- Pflege, Krankheiten und richtige Entsorgung
Heike Boomgaarden warnt vor Verlust der Artenvielfalt
Heike Boomgaarden beobachtet seit Jahren, dass Metallzäune aus Stahl in Neubaugebieten dominieren. Diese Zäune wirken wie ökologische Barrieren, sagt sie. Tiere wie Igel, Amphibien oder Reptilien können nicht mehr ungehindert von Garten zu Garten wandern. Damit verlieren sie den Zugang zu Nahrung, Unterschlupf und Fortpflanzungsplätzen.
Ein weiterer Nachteil: Die fest im Boden verankerten Metallkonstruktionen speichern im Sommer Wärme. Dadurch verschlechtert sich das Mikroklima in den Siedlungen. Plastikstreifen, die häufig in diese Zäune eingeflochten werden, zerfallen bei Sonneneinstrahlung in winzige Partikel – Mikroplastik gelangt in den Boden.
Mehr zu nachhaltigen Ideen für Haus und Garten finden Sie unter begrünte Hausfassaden.
Lebende Hecken als Lebensraum für Tiere
Lebendige Hecken sind nicht nur optisch ein Gewinn. Sie verbessern das Klima, spenden Schatten und filtern Schadstoffe aus der Luft. Durch Verdunstung regulieren sie die Feuchtigkeit im Garten und schützen Böden vor Austrocknung.
Zudem schaffen sie Lebensräume für zahlreiche Tierarten:
- über 100 Raupenarten nutzen Sträucher wie Salweide oder Faulbaum als Nahrung,
- Nachtfalter-Raupen bevorzugen Haselnussblätter,
- Sträucher wie Schneeball, Bluthartriegel oder Blasenstrauch locken Schmetterlinge an.
Heike Boomgaarden empfiehlt, solche Pflanzen gezielt als Hecke zu kombinieren. Dadurch entsteht eine vielfältige Struktur, die Insekten und Vögeln Nistmöglichkeiten bietet.
Mehr Tipps zu einer ökologischen Gartengestaltung gibt es hier.
Volker Kugel rät zu robusten Alternativen
Auch Gartenexperte Volker Kugel betont die Vorteile lebender Hecken. Sie verbessern das Kleinklima, nehmen Kohlendioxid auf und produzieren Sauerstoff. Gebäudezäune können diese ökologischen Funktionen nicht ersetzen.
Er nennt mehrere geeignete Pflanzenarten:
- Eibe – immergrün, schnittverträglich und trockenheitsresistent,
- Ölweide – mit cremeweißen Blüten von September bis November,
- Hainbuche – robust, pflegeleicht und beliebt bei Vögeln,
- Schlehe und Roter Hartriegel – blühend und insektenfreundlich.
Eine Hecke mit heimischen Wildsträuchern bietet zudem saisonale Abwechslung. Allerdings muss sie ein- bis zweimal jährlich geschnitten werden, um ihre Form zu behalten.
Wer über die richtige Pflege solcher Pflanzen mehr erfahren möchte, findet Anregungen unter Pflegearbeiten im Herbstgarten.
Pflege, Krankheiten und richtige Entsorgung
Besonders bei Thuja-Hecken zeigt sich ein Problem: Das Triebsterben durch einen Schadpilz betrifft inzwischen viele Gärten. Betroffene Pflanzenteile sollten sofort entfernt und im Restmüll entsorgt werden. Auf keinen Fall gehören sie auf den Kompost, da sich der Pilz sonst im Garten ausbreitet.
Trotz solcher Herausforderungen lohnt sich der Einsatz lebender Pflanzen. Sie tragen zur biologischen Vielfalt bei, dämpfen Lärm und fügen sich harmonisch in die Umgebung ein.
| Pflanze | Besonderheit | Nutzen für Tiere |
|---|---|---|
| Eibe | immergrün, trockenheitsresistent | Nistplatz für Vögel |
| Ölweide | spätherbstliche Blüte | Nahrungsquelle für Insekten |
| Hainbuche | laubabwerfend, robust | Lebensraum für Vögel |
| Schlehe, Hartriegel | Blüten im Frühjahr und Herbst | Anziehung für Schmetterlinge |
Lebende Hecken sind ein wesentlicher Bestandteil einer nachhaltigen Gartengestaltung. Sie verbinden Funktionalität, Ästhetik und Umweltschutz – Eigenschaften, die kein Stahlzaun ersetzen kann.
Quelle: SWR