In Berlin geraten immer mehr Mieter landeseigener Wohnungen unter Druck. Einerseits steigen für Tausende die Mietkosten, andererseits bleibt der dringend benötigte Wohnungsneubau hinter den Zielen zurück. Die neuesten Zahlen aus Senatsantworten auf parlamentarische Anfragen des Linken-Abgeordneten Niklas Schenker zeigen ein klares Bild: Weniger Neubauten, zu wenig Sozialwohnungen und baldige Mietsteigerungen für Zehntausende.
Inhaltsverzeichnis:
- Über 19.000 Mieterhöhungen bis September 2025
- Zahl der Neubauten deutlich gesunken
- Prognose für 2025 bleibt unter dem Ziel
- Vergleich: Mietsteigerungen und Neubauten
Über 19.000 Mieterhöhungen bis September 2025
Mehr als 19.500 Berliner Haushalte müssen bis 1. September 2025 mit höheren Mieten rechnen. Besonders betroffen ist die Wohnungsbaugesellschaft Stadt und Land, bei der 12.650 Wohnungen teurer werden. Auch bei der Gewobag steigen die Kosten – in 3.192 Fällen.
Die Erhöhungen erfolgen im Rahmen einer bis 2027 gültigen Vereinbarung mit dem Senat. Diese erlaubt den sechs landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften jährliche Mietsteigerungen von maximal 2,9 Prozent. Die Regelung betrifft:
- Degewo
- Gewobag
- Howoge
- Gesobau
- Stadt und Land
- WBM Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte
Bis Februar 2026 sind über 110.000 Mieterinnen und Mieter betroffen. Angaben der Unternehmen Howoge und WBM fehlen noch teilweise, sodass die tatsächliche Zahl noch höher ausfallen könnte.
Zahl der Neubauten deutlich gesunken
Im Jahr 2024 wurden 3.461 neue landeseigene Wohnungen fertiggestellt. Das sind rund 20 Prozent weniger als im Vorjahr (4.348). Auch das gesetzte Ziel von jährlich 6.500 neuen Wohnungen wurde weit verfehlt.
Besonders auffällig ist der Rückgang bei Sozialwohnungen: Nur 906 neue Sozialwohnungen wurden 2024 errichtet. Damit liegt der Anteil weit unter der vereinbarten Quote von 50 Prozent. Angesichts dessen, dass rund 60 Prozent der Berliner Anspruch auf einen Wohnberechtigungsschein haben, ist das ein erheblicher Missstand.
Prognose für 2025 bleibt unter dem Ziel
Für 2025 erwarten die Unternehmen nur 4.775 neue Wohnungen. Damit wird das Ziel von 6.500 Einheiten erneut deutlich unterschritten. Der allgemeine Trend zeigt einen Rückgang im Bauwesen. Ursachen dafür sind unter anderem:
- gestiegene Baupreise
- Materialknappheit
- Mangel an Fachkräften
Auch berlinweit wurde das Neubauziel 2024 nicht erreicht. Statt der geplanten 20.000 Einheiten entstanden laut Amt für Statistik nur rund 15.000.
Vergleich: Mietsteigerungen und Neubauten
| Kennzahl | Wert 2024 | Zielwert | Abweichung |
|---|---|---|---|
| Fertiggestellte Wohnungen gesamt | 3.461 | 6.500 | -3.039 |
| Fertiggestellte Sozialwohnungen | 906 | ca. 3.250 (50%) | -2.344 |
| Erwartete Neubauten 2025 | 4.775 | 6.500 | -1.725 |
| Geplante Mieterhöhungen bis 09/2025 | 19.500+ | — | — |
| Mieterhöhungen bis 02/2026 gesamt | >110.000 | — | — |
Die Zahlen zeigen eine doppelte Belastung für Berliner Mieter: weniger neue und bezahlbare Wohnungen, dafür mehr Mieterhöhungen. Besonders prekär ist die Situation bei Sozialwohnungen, deren Zahl weit unter dem Bedarf liegt. Die landeseigenen Unternehmen geraten damit zunehmend in die Kritik.
Quelle: RBB24